Lange Zeit war mein Leben durchzogen von einem inneren Auftrag, den ich nie bewusst gewählt hatte: zu dienen.
Dienen war meine Überlebensstrategie. Es gab mir Sicherheit, Zugehörigkeit, Halt.
Ich diente meinem Vater.
Ich diente meinem Partner.
Ich diente der Schule.
Ich funktionierte, passte mich an, erfüllte Erwartungen – und spürte dabei einen immer lauter werdenden Widerstand in mir.
Ein innerer Kampf begann: Der Wunsch nach Anerkennung durch Leistung – gegen die Ablehnung von allem, was nach Autorität, Kontrolle oder Macht roch.
Auf epigenetischer Ebene war diese Dynamik tief in mir verankert: Eine Prägung, die die männliche Energie als unterdrückend, kontrollierend und lebensbestimmend erlebt.
Neurobiologisch hatte mein System daraus ein Muster permanenter Alarmbereitschaft entwickelt:
Dienen = Sicherheit.
Autorität = Bedrohung.
So landete ich immer wieder im selben Kreislauf:
Anpassung – Rebellion – Schuldgefühle – erneute Anpassung.
Ich habe mich selbst dabei erlebt, wie ich mich auflehnte – gegen Partner, gegen Vorgesetzte, gegen Systeme.
Aber auch gegen mich selbst.
Ich rebellierte – und ich diente. Ich gehorchte – und ich brach aus.
Diese innere Zerrissenheit war nicht „meins“ allein. Sie war ein vererbter Auftrag – entstanden in Zeiten, in denen Frauen nur durch Dienen überleben konnten.
Dienen bedeutete Zugehörigkeit.
Zugehörigkeit bedeutete Sicherheit.
Doch heute fühlt sich dieses Muster nur noch an wie ein zu enges Korsett.
Durch das Bewusstwerden, durch Selbsterforschung und die Konfrontation mit den Themen meiner Vergangenheit konnte ich Schritt für Schritt aussteigen.
Ich begann, die männliche Energie nicht mehr zu bekämpfen, sondern in mir zu integrieren:
Disziplin, Struktur, Klarheit, Fokus, Grenzsetzung.
Heute kann ich mein Leben selbstbestimmt gestalten.
Ich darf dienen, ohne mich zu verlieren.
Ich darf führen, ohne zu kämpfen.
Ich darf mich hingeben, ohne mich aufzugeben.